Redwheel : Steht uns eine Revolution in der Krebsfrüherkennung bevor? Die Art und Weise, wie Krebs erkannt und überwacht wird, verändert sich gerade grundlegend.
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Von Peter Hughes, Partner and Portfolio Manager Life Changing Treatments Strategy, Redwheel
Inzwischen ist es möglich, mit nur einem Bluttest festzustellen, bei welchen Patienten mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Rückfall bevorsteht – im Schnitt neun Monate früher als mit herkömmlichen, bildgebenden Verfahren. Zudem liefern vier von fünf positiven Tests weitere, konkrete Erkenntnisse für Ärzte und Patienten.
Unsere Philosophie ist einfach: Wenn wir uns ausschliesslich auf Lösungen konzentrieren, die das Leben der Menschen wirklich verändern, werden wir auch wirtschaftlich erfolgreichere Unternehmen identifizieren. Tests, die Krebs früher erkennen, zusätzliche Informationen liefern und häufiger durchgeführt werden können, passen genau zu diesem Fokus.
Ein gutes Beispiel ist der Bluttest Signatera von Natera, einem der Pioniere in der blutbasierten Krebsdiagnostik. Der Nutzen von Signatera wurde bereits in über 100 wissenschaftlichen Publikationen beschrieben und mehr als 200.000 Patienten sind getestet worden. Dennoch macht dies nur einen Bruchteil der Millionen von Krebspatienten weltweit aus, die von dieser Technologie profitieren könnten – ein erhebliches Wachstumspotenzial für Anbieter solcher Bluttests.
Früherkennung ist wichtig
Früherkennung und zusätzliche Erkenntnisse sind zweifelsohne reizvolle Eigenschaften blutbasierter Tests. Doch wir glauben, dass die Vorliebe der Patienten für einfache Blutabnahmen ein ebenso wichtiger, aber bislang unterschätzter Aspekt ist. Klassische Verfahren wie Darmspiegelungen oder CT-Scans in beengten Geräten empfinden viele Patienten als unangenehm oder sogar beängstigend Daher sollten Investoren bei der Bewertung von Diagnostikunternehmen nicht nur auf die klinischen Kennzahlen zur Testgenauigkeit achten, sondern auch Patientenpräferenzen und Zugangsbarrieren berücksichtigen.
Krebs-Screenings sind essenziell, weil die frühzeitige Erkennung die Überlebenschancen deutlich verbessern kann. Wird etwa Darmkrebs im Frühstadium entdeckt, überleben mehr als 90 Prozent der Patienten die nächsten fünf Jahre nach der Diagnose. Wird der Krebs jedoch erst spät erkannt, sinkt die Fünfjahresüberlebensrate auf unter 20 Prozent.
Es gibt sogenannte Goldstandard-Tests, wie etwa die Darmspiegelung (Koloskopie), die Darmkrebs mit nahezu 100-prozentiger Genauigkeit erkennen können und viele Länder haben nationale Screening-Programme eingeführt. Doch die Teilnahmequoten sind oft unzureichend – sie liegen teilweise bei nur 40 Prozent. Studien zeigen, dass mehr als drei Viertel der an Darmkrebs Verstorbenen nicht auf dem aktuellen Stand ihres Screenings waren. Unserer Meinung nach liegt das Problem aber nicht beim Verhalten der Patienten, sondern an der Art der Tests.
Doch es gibt Alternativen! Der auf Stuhlproben basierende Cologuard-Test etwa liefert hohe Genauigkeit, ohne dass ein Eingriff nötig ist. Das Unternehmen Exact Sciences, das Cologuard entwickelt hat, geht davon aus, dass mit jeder Million durchgeführter Tests kollektive Lebenszeit von 318’000 Jahren hinzugewonnen wird. Die Milliardenumsätze von Cologuard unterstreichen den ungedeckten Bedarf im Bereich der Darmkrebsvorsorge.
Allerdings ist die Abgabe einer Stuhlprobe nicht für alle Patienten akzeptabel. Hier ergibt sich eine potenzielle Chance für den Shield-Test – einen kürzlich zugelassenen, blutbasierten Test für das Darmkrebs-Screening. Zwar bedeutet die Einfachheit eines Bluttests mitunter eine geringere Erkennungsrate für Krebsvorstufen. Aber ein Test mit geringerer Genauigkeit ist oft besser als gar kein Test. Blutbasierte Alternativen könnten also die Versorgung solcher Patienten verbessern, die sich sonst gar nicht testen lassen würden.
Können Bluttests künftig noch mehr Erkenntnisse liefern?
Der Nachweis von neu auftretenden oder wiederkehrenden Tumoren ist aber nur ein Anwendungsfeld blutbasierter Tests. Die Hoffnung ist, dass sie künftig auch vermehrt Therapieentscheidungen unterstützen können. Die Datenlage entwickelt sich jedoch noch – mit gemischten Ergebnissen.
In der ALTAIR-Studie wurde untersucht, ob Patienten von einer intensiveren oder weniger intensiven Chemotherapie profitieren würden, basierend auf dem Vorhandensein oder Fehlen von Krebs-DNA im Blutkreislauf nach der Operation. Doch die Ergebnisse für die Patienten waren nicht signifikant besser, wenn eine intensivere Therapie angewendet wurde.
Im Gegensatz dazu zeigte die SERENA-6-Studie signifikant bessere Ergebnisse für Patienten, die auf ein neues Medikament umgestellt wurden, nachdem eine Krebsmutation durch einen blutbasierten Test nachgewiesen wurde. Und zwar Monate bevor das Fortschreiten der Krebserkrankung durch herkömmliche Scans hätte festgestellt werden können. Diese Daten sprechen dafür, dass blutbasierte Tests künftig eine grössere Rolle in der personalisierten Krebsbehandlung spielen könnten. Entscheidend wird sein, zum richtigen Zeitpunkt das passende Medikament auszuwählen. Für Investoren bedeutet das: Erfolgreiche Krebstherapien werden künftig nicht nur von innovativen Arzneimitteln, sondern auch von diagnostischen Tests abhängen, die vorhersagen können, wie gut Patienten auf eine Therapie ansprechen.
Wo bieten sich Investitionschancen?
Mit dem Wandel hin zu einer stärker patientenorientierten Krebsdiagnostik und -überwachung ergeben sich daher zahlreiche Investitionsmöglichkeiten, die gut zu unserer Strategie passen: Investitionen in Unternehmen, die wirklich lebensverändernde Lösungen anbieten. Einige kürzlich auf den Markt gebrachte Tests haben das Potenzial, die Krebsbehandlung nachhaltig zu verbessern. Und wir erwarten, dass dieser Bereich weiter wächst – mit dem Ziel, noch präzisere Tests und aussagekräftigere Informationen bereitzustellen. Unserer Überzeugung nach sind es genau diese Lösungen, die auch langfristig kommerziellen Erfolg und attraktive Renditen für Anleger versprechen.
Quelle: InvestmentWorld.ch
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